Ja herzlichen Dank Herr Liebich für diese spannenden Einblicke und äh ich verstehe meine Aufgabe heute darin, dass vielleicht über die europäischen Grenzen hinaus sozusagen einen Einblick
zu geben und äh was wir in diesem Zusammenhang feststellen ist, äh dass es da.
Unterschiede auch gibt, also große Herausforderungen, es gibt viele Gemeinsamkeiten der äh Fluchtursachen
Die Tatsache ist aber folgendermaßen, die Frauen und auch die Kinder haben im Grunde genommen keine Möglichkeit äh von legalen Migrationswegen. Wir haben's zuletzt gesehen bei der macht ergreifend der Taliban.
Dass es einfach faktisch nicht möglich war ähm
Ja ohne Bedrohung des eigenen Lebens überhaupt logistisch an die Flughäfen zu kommen. Also das sind manchmal ganz konkrete vermeintlich banale Gründe, warum nicht so viele Frauen es überhaupt schaffen äh diese Flucht zu durchlaufen und das ist ja genau das, wo unsere Menschenrechtsorganisation Hawaii auch
ansetzt, äh wie wir quasi
dieses Recht des Stärkeren, des Unabhängigeren, des diejenigen, die das Geld erst mal haben, sie haben's gerade beschrieben, dass die erste Fluchtbewegung
den Menschen vorhanden war, die die Kontakte hatten, die Netzwerke, das Geld. Das ist ähnlich auch in Ländern wie dem Irak äh beispielsweise in Afghanistan, Syrien
Trotzdem wird unterschiedlich drauf geguckt und
Wichtig ist vielleicht auch noch mal herauszukristallisieren, dass die meisten Fluchtbewegungen dort auch in den Anrainerstaaten verlaufen, dass es sehr viele
Binnenflüchtlinge gibt und dass diejenigen, die es dann schaffen, also auch äh überleben, sage ich mal, auch die gefährlichsten Mittelmeerrouten ähm.
Da haben wir sozusagen dann Bilder, die an den belarussischen Außengrenzen, wo es zu Push-up.
Äh Bewegungen gekommen ist äh von Menschen, die aus Afghanistan kamen, äh von Jesiden beispielsweise aus dem Irak
Und dann wieder in die Flieger gesetzt worden sind und zurückgeflogen worden sind sozusagen
Wenn man diese Zahlen ins Verhältnis packt, dann ist das eine riesengroße Differenz. Wir reden jetzt von Millionen und da sind es ein paar Tausend und die Behandlung
sozusagen ja unterschiedlich und ich glaube das hat Auswirkungen, weil wir sollen ja auch nicht nur über Flucht, sondern auch über Ankommen sprechen
Ich glaube, dass das grade eine große Herausforderung ist und auch tatsächlich ein sehr wichtiger Moment auch für uns in Europa und in Deutschland, dass.
Die Tatsache, dass Deutschland auch am meisten aufgerufen wird uns auch dazu zwingt, diese Arbeitsmarkt
Migration, die sie gerade beschrieben haben, dass man die gleichermaßen zugänglich macht. Auch da muss man genau sein, äh es es stimmt de facto nicht, dass zum Beispiel auch.
Syrer und Afghanen ähm da davon nicht Gebrauch machen können. Es gibt ja dieses Gesetz seit 2tausendfünfzehn, dass diese Anerkennung der ausländischen Abschlüsse eben erfolgt, aber der basiert natürlich insbesondere bei Menschen
aus äh diesem Bereich auch auf Schmerzen dahingehend, dass diese.
Qualifikation und Abschlüsse nicht ohne Weiteres anerkannt worden sind. Das heißt, die Geflüchteten beobachten sich grade auch sehr genau
Ich glaube, es ist sehr wichtig, diese Opferkonkurrenz zu verhindern, indem wir eine strukturelle Gleichberechtigung schaffen. Und das ist auch eine Aufgabe, die wir sehen, als Menschenrechtsorganisation.
Nicht in diese Spaltungsdynamik zugehen, die natürlich auch entsteht grade und die auch hochgefahren wird, von der niemand profitiert, sondern zu schauen, wie wir dieses Zeitfenster der
wahnsinnig großen Solidarität und Empathie.
Zu Recht, das will ich noch mal ganz deutlich sagen, auch für das ukrainische Volk, äh das ist ja kein Privileg sozusagen zu fliehen und hier werden sozusagen alte Glaubenssätze
wenn nochmal ganz neu gemischt und die Tatsache, dass wir näher dran sind an diesem Krieg löst natürlich eine andere Form der Empathie aus. Ist das per se rassistisch? Ich finde nicht.
Genau da muss man eben reingehen, äh dass diese Spirale nicht noch befeuert wird und trotzdem muss man anerkennen, dass es eine Ungleichbehandlung gibt und das beispielsweise ist ja auch zu diesen hässlichen Bildern kam.
An den Außengrenzen, äh wo beispielsweise schwarze Menschen nicht ohne Weiteres durchgekommen sind. Ich ich warne nur davor, das zu verallgemeinern, weil das ist sozusagen auch Teil der Wahrheit, dass man
das nicht machen kann und nichtsdestotrotz sagen wir, der Schmerz ist international.
Fluchtursachen sind international, das heißt, das, was wir grade bei Putin erleben, erleben wir.
Parallel auch mit beispielsweise NATO-Bündnispartner der Türkei,
wo sozusagen im Windschatten es auch zu Luftangriffen kommt, wo es zu völkerrechtswidrigen Angriffen kommt, wo ähm auch ähm beispielsweise die Heimatregion von Jesiden von Kurden im Shingal Gebirge
Bombardiert wird, angegriffen wird und
Die große Kritik der örtlichen Zivilgesellschaft ist, dass kaum jemand Notiz davon nimmt. Also die grundsätzliche Frage wird perspektivisch lauten,
diese Sicherheitsarchitektur, die von Despoten und Unrechtsstaaten in Frage gestellt wird und wo auch die der Versuch einer Neuordnung der Welt unternommen wird
wie wir dem gleichermaßen begegnen, ohne sozusagen die Despoten zu unterscheiden und da, glaube ich, tatsächlich, dass es eine eine andere Form von Handlungsfähigkeit
auf europäischer Ebene geben muss
Asyl und Migrationspolitik angeht, also auch die Art und Weise, wie wir da drauf gucken und wofür wir uns konkret einsetzen, ist zum Beispiel die
Sonderkontingente, also auch Bundesaufnahmeprogramme für besonders Gruppen und.
Es ist im Grunde genommen ganz einfach, wenn die Menschen in ihren Heimatregionen keine Perspektiven sehen, dann machen sie sich auf den Weg.
Zwar wohl wissentlich, dass sie sterben können
Aber das, selbst das ist manchen lieber, auch wenn das makaber klingt als zu verharren in diesem Schmerz. Es gibt unterschiedliche Fluchtgründe, das ist völlig klar. Es ist interessant, ob sich nochmal zu vergegenwärtigen.
Selbst die Afghanen und Kurden, die an den belarussischen Außengrenzen waren, eher besser gestellt waren. Also das waren auch zum Beispiel Lehrer, Akademiker und selbst die sehen keine Perspektive mehr, weil sie nicht bezahlt werden.
Von den Minderheiten in äh als äh doppelt sozusagen Betroffenen will ich gar nicht sprechen. Das heißt, das sind diejenigen, die verharren.
IDP-Camps. Also wir haben zum Beispiel am Beispiel der G7 eine Million weltweit. Die Hälfte ist auf der Flucht, die andere lebt in der Diaspora.
Gibt es de facto gerade keine Zukunftsperspektive, wenn du seit acht Jahren im IDP-Camp lebst und immer noch den Völkermord im Nacken hast, mit verheerenden Folgen? Es gibt leider, leider, leider.
Schlimme Zahlen, auch was die Selbstmordraten angeht. Erst letzte Woche hat sich wieder Nisiden, die in die Erstgefangenschaft war, im IDP-Camp das Leben genommen. Sie haben den IS überlebt.
Sie haben den Alltag sozusagen nicht überlebt oder verstehen nicht, warum nicht geholfen wird.
Die Menschen sind müde, sie sind es leid, immer wieder zum Spiel bei geopolitischer Interessen gemacht zu werden. Also da gibt's ja unterschiedliche Interessenlagen, äh ob die wirtschaftlicher Natur sind, geopolitischer Natur, Sicherheit äh sicherlich ist es auch so, dass auch jemand wie Erdogan.
Der sich jetzt auf der äh in Ukraine-Konflikt als Vermittler sozusagen
darstellt, aber auf der anderen Seite, wie gesagt, diese völkerrechtswidrigen Angriffe zu verantworten hat, dass da jetzt auch eine Gunst der Stunde ist, die genutzt wird. Und ich glaube, da ist die Abwesenheit Europas in den letzten Jahren auch ein ein wichtiger Grund.
Äh dafür, dass dieser Nährboden überhaupt entstanden ist, dass sozusagen auch Blaupausen schon längst entstanden waren, auch in Syrien beispielsweise.
Hat ja Putin schon gezeigt, äh wie weit er gehen kann, äh wenn das sozusagen hingenommen wird
Äh ohne die Situation, die wir dort zugelassen haben, wäre vielleicht auch der Vernichtungskrieg ähm äh in in der Ukraine in der Form nicht möglich gewesen. Und diese Empörung, die auch durch breite Teile der
geht, die wird plötzlich kollektiv. Äh die, die Menschen vorher individuell betroffen hat. Was machen wir konkret? Wir schaffen.
Über die
Begegnungsplattformen, wo wir tausende Menschen zusammenbringen, beispielsweise mit der Allianz das letzte Mal in der Markthalle neun, am achten Fünf wieder. Da sind 1.000 Menschen zusammengekommen. Geht es darum, ein ein Forum zu schaffen, für Betroffene.
Um nicht nur diesen Schmerz darzulegen, sondern ganz konkrete Hilfeleistung zu bieten, äh die großen Fragen, die sie stellen, das haben sie gerade äh auch noch mal bestätigt, Herr Liebig, ist natürlich
Wie komme ich an den Job? Was ist mit der äh mit der Schule? Wie bekommen wir Wohnungen und wie können wir Wohnraum erschaffen, ohne dass wir sozusagen auch Geflüchtete aus anderen Ländern
sozusagen äh ja dafür rausnehmen müssen, also auch zu diesen Vorkommnissen ist es ja gekommen und es es geht im Grunde genommen darum, dass auch ein Bewusstsein dafür entsteht,
die zivilgesellschaftlichen Akteure und Organisationen das nicht alleine leisten können. Wir merken auch wieder, dass die Menschen natürlich wieder an die Belastungsgrenzen kommen. Wir haben gestern auch beispielsweise mit der Tafel gesprochen, die eben auch gesagt hat, dass selbst diese Grund- und Essensversorgung übernommen wird nach dem Motto
Er regelt das mal, bis wir soweit sind. Und und so geht's natürlich nicht und da ist es glaube ich ganz wichtig, dass jetzt auch Zivilgesellschaft mit Bund und Ländern auf Landes- und Bundesebene in in Form von Aktionsplänen da noch mal ganz anders
Zusammenkommt, äh um sozusagen auch diese ganz konkreten Sorgen
abzurufen und auch die das, was Sie beschrieben haben, diese Unsicherheit, die trotzdem im Vergleich zu den Menschen, die aus anderen Ländern kommen.
Diejenigen vielleicht noch als Privileg empfunden wird, dass wir uns, wenn wir uns beispielsweise Situationen damals im Balkankonflikt angucken, Bosnien.
Ähm wo ja die Menschen dann auch zurückgeschickt äh äh worden sind, dass es da glaube ich nochmal eine andere äh äh Flexibilität tatsächlich gibt.
Ob die Menschen so unterschiedlich sind wie teilweise im Wedding zu getan wird, das wage ich zu bezweifeln. Also das merken wir einfach auch
daran, dass beispielsweise auch die Frauen als Agents of Change, die über die Sonderkontingente beispielsweise nach äh
Baden-Württemberg gekommen sind
da reden wir von IS-Überlebenden, die heute wirklich Buchautorinnen sind, die Kindergärtnerinnen sind, die in Pflegeberufe gegangen sind, also was wir auch versuchen so ein bisschen ist dieses Narrativ und diese Deutungshoheit
Geflüchtete, die als bedürftig äh empfunden werden
dem auch was entgegenzusetzen, also was wir feststellen, eine Frage war zum Beispiel an mich, wie können sich deutsche Sozialsysteme auf die neuen Herausforderungen einstellen. Also ich glaube, genau das ist der Ansatz, wo wir einfach klarmachen müssen,
Diese.
Menschen, die zu uns kommen über gar nicht in die deutschen Sozialsysteme integriert werden wollen. Also die wollen ja was tun selber. Die wollen ja was leisten. Also ich habe zum Beispiel mit sehr vielen Erstüberlebenden zu tun,
Die die die ein Problem damit hatten, dass sie Transferleistungen bekommen und die gesagt haben
was tun. Also ich ich will in Schulen gehen, ich möchte mit Jugendlichen sprechen und dann standen wir wirklich vor der Herausforderung, wie können wir dich bezahlen, ohne dass es die Transferleistung belastet? Also das sind so ganz profane Fragen in Anführungsstrichen, die man vielleicht anders lösen könnte.
Man versteht,
dass das Ankommen ganz eng auch an den Arbeitsmarkt und die Jobs gekoppelt ist. Also das wäre tatsächlich etwas grade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, wo wir gar nicht immer so sehr gucken müssen, wen holen wir uns rein, sondern was ist denn schon da?
Was ist denn schon da, auch an an ähm unbesungenen Alltagshelden, an Rohdiamanten, an ungeschliffenen und da auch eine Systematik vielleicht äh herzustellen.
Wo jeder gleichermaßen, ob das Tamana ausm äh aus Afghanistan ist oder Dschihan aus dem Irak oder äh Alexandra aus der Ukraine dieselben Möglichkeiten hat und da sehe ich tatsächlich auch
ein ein ein Momentum, wo ich das Gefühl habe, dass wenn da jetzt strukturell auch die richtigen Entscheidungen getroffen werden
dass dass dass dass wir da tatsächlich auch über die den grausamen Krieg in der Ukraine hinaus Möglichkeiten schaffen können und müssen, denn Krise ist immer
friedensverwöhnt in Europa, obwohl sozusagen die Idee Europas auf Kriegsasche basiert und ähm das ist, glaube ich, auch eine Herausforderung insbesondere in individualisierten europäischen Gesellschaften.
Das heißt, diese offenen Dissonanzen
sind Fragen, mit denen sich Geflüchtete alleine bei äh in dem Moment, wo sie sich dazu entschließen, zu flüchten, ne, ganz anders ausgesetzt sind und das hat tatsächlich auch einen Mehrwert
für diese Gesellschaft und die Tatsache, dass jeder vierte in unserem Land Zuwanderungsgeschichte hat, zeigt ja auch, dass diese Diversität schon längst da ist.
Aber und auch gelebt wird, aber ich glaube, dass sozusagen die Rahmenbedingungen
Äh da auch im Grunde genommen angepasst werden müssen, also wie so oft ist es so, dass die Menschen selber schon viel weiter sind als wir die äh als wir das sozusagen von den Rahmenbedingungen vorgelebt bekommen und da sozusagen äh noch noch tiefer reinzugehen.
Und pragmatische Lösungen zu schaffen, das ist etwas, wo wir uns auch als Problemlöser
sozusagen begreifen und ich glaube noch mal, vielleicht am Ende das Wording äh die die Empathie
das Gefühl für den Schmerz der Menschen die Kriege durchlaufen haben und ein Bewusstsein dafür, dass jeder Krieg.
Sein eigenes Monster ist und und gleich grausam ist und wir für alle gleichen Möglichkeiten schaffen müssen und die Einstellung darauf auch in Europa, dass diese Krisen
Zunehmen werden
dass wir neben der Form der Diplomatie eben auch plötzlich Entscheidungen treffen müssen, wie die der Waffenlieferungen die sehr unangenehm sind
zeigt im Grunde genommen auch diese neue Zeitenwende unter der unter dessen Motto ja auch heute dieser äh dieser Austausch steht.