Vielen Dank Herr Wetzel für die freundliche Einleitung und für die Einladung. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ähm.
Mein Ziel in den nächsten zehn Minuten ist es deutlich zu machen, inwieweit Corona
die erheblichen Defizite im Bereich Prävention bei uns im deutschen Gesundheitssystem deutlich gemacht hat. Zudem auch die Herausforderungen, die an
Corona an das Demokratieverständnis äh gestellt hat. Ähm zumindest im wissenschaftlichen und im,
medizinischen Bereich. Lassen sie mich anfangen mit einem Blick weit zurück zum Untergang der Titanic, im Jahr 1912.
Was Sie hier sehen in der Statistik ist die Sterblichkeit in Abhängigkeit von der Passagierklasse.
Sie sehen die Personen, die in der ersten Klasse gereist sind, von denen sind 38 Prozent ertrunken.
Die in der 2 Klasse gereist sind, von denen sind 59 Prozent ertrunken und die, die in der 3. Klasse gereist sind, ganz unten im Schiff sind.
Zu 75 Prozent ertrunken.
Das heißt, der Eisberg war natürlich ursächlich für diese Tragödie, aber katastrophal war die soziale oder sozioökonomische Lage, die schlechter gestellten haben auch deutlich schlechtere Überlebenschancen gehabt.
Und das ist etwas, was sie in der gesamten Medizin in vielen Bereichen sehen
Armut ist weiterhin der Risikofaktor Nummer 1 für kürzeres Überleben und erhöhte
Sterblichkeit und erhöhte Krankheitsanfälligkeit und das ist etwas, was wir auch in Corona.
Dramatisch erlebt haben, was erstaunlich wenig bisher thematisiert wird.
Zu Corona-Situation in Deutschland, das sind die aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Institut. Sie sehen hier auf der linken Seite diese Positivtestungen, das sind mittlerweile 25 Millionen
über ein Viertel der gesamten deutschen Bevölkerung ist früher oder später
positiv auf Coronavirus getestet worden. Das Sie sehen vor allem jetzt im Frühjahr zwoundzwanzig, ganz rechts diesen hohen, diese hohen Gipfel, das ist die
Variante und auf der rechten Seite sehen Sie die Todesfälle, das sind insgesamt 135.000 in Deutschland und da sehen Sie, dass es im Jahr
220 und 21 noch relativ viel Todesfälle gab, aber jetzt trotz der hohen
Omikron-Belastung deutlich weniger Todesfälle einfach deswegen, weil weniger gefährlich ist und weil inzwischen die Impfrate in Deutschland relativ
gut ist. Sind das viel oder wenig Todesfälle nun relevant ist eigentlich die sogenannte Excess-Motelle T, also die Frage, wieviel Personen sind mehr gestorben als in normalen Vergleichszeitraum? Das sind in Deutschland etwas mehr, ungefähr 5 Prozent mehr Todesfälle als in Vergleichszeiträumen.
Deutschland schneidet hier im internationalen Kontext gut ab. Es gibt Länder, viele Länder, die deutlich stärker betroffen waren.
Wenn ich hier von Todesfällen rede, dann ist das letztlich.
Viel zu einseitig betrachtet, weil das betrifft nicht alle gleichförmig. Ganz im Gegenteil. Wir haben es, wie Sie wissen, mit einer Erkrankung zu tun, die ganz gezielt auf ältere und
kranke Personen abzielt. Die haben eine hohe Fallsterblichkeit. Sie sehen, dass hier, wenn man ein hohes Alter hat, von 80 Plus
dann ist die Sterblichkeit über zehn Prozent, also wenn man sich infiziert, die Sterblichkeit 10 Prozent wären das für die
gesunden und für die jüngeren unter 60 Jahre im Grunde genommen eine minimale Fallsterblichkeit.
Ganz wichtig, diese chronischen Erkrankung, Bille-Guide-Erkrankung und wie schon eingangs erwähnt, der sozioökonomische Status, die schlechter gestellten.
Personen sowohl aus äh aus äh finanzieller Hinsicht, als auch beruflicher Hinsicht, als auch bezüglich der Ausbildung sind viel stärker betroffen von dieser
Erkrankung als die Bessergestellten.
Die Lockdown-Intensität, wissen Sie, war sehr unterschiedlich im weltweiten Vergleich. Auf europäischer Ebene war hatte Italien Spanien und Frankreich, vermutlich die härtesten Lock
knapp dahinter gefolgt von Deutschland. Wir hatten auch viele Monate, wissen Sie,
mehr oder weniger generalisierte Lockdowns, Schulschließungen, äh Einschränkungen in vielen Bereichen. Während viele andere Länder
Niederlande zum Beispiel oder Schweden, am anderen Ende des Spektrums hier viel äh gelassener mit der Situation umgegangen sind.
Und ich denke, das hat etwas mit der Abwägung zu tun, einerseits coronabedingte Risiken, andererseits aber auch die Schäden durch
dauern. Die sind hier nun mal exemplarisch aufgelistet
das sind Angst, Depressionen, andere psychiatrische Erkrankungen äh Frau Lara Fleischer wird darauf etwas genauer noch eingehen
Dann im äh Erziehungsbereich natürlich erhebliche, pädagogische, soziale, emotionale Schäden bei Kindern und Jugendlichen häuslich Gewalt, reduzierte, normale, medizinische Versorgung mit entsprechenden höheren
Unsterblichkeitsraten, Arbeitslosigkeit und auch hier nochmal zu nennen Armut als der wichtigste Prädiktor für schlechtere gesundheitliche Chancen im Leben.
In Deutschland ist sicher einiges im Sozialsystem abgefedert worden, aber im internationalen Kontext sind hier natürlich auch viele Länder und viele Bevölkerungsgruppen äh haben sehr stark mit dem Corona-Auswirkungen zu kämpfen gehabt.
Ich denke, Corona hat deutlich gemacht,
wie schlecht wir in Deutschland bezüglich Prävention aufgestellt sind. Hier nur eine Exemplar, einige Exemplarische Hinweise, die Datenbasis
war lange unklar und nicht valide und ist es im Grunde genommen heute immer noch auf welcher Basis wir eigentlich äh wie wir zum Beispiel ähm
Schwellenwerte definieren. Die sogenannten Inzidenzwerte, die sind von vorne rein nicht besonders sinnvoll gewesen, einfach deswegen, weil es in unterschiedlichen Bereichen von Deutschland völlig anders aussehen kann, weil die Dunkelziffer
gewaltig hoch ist am Anfang jetzt vielleicht nicht mehr so hoch wo Stärke getestet äh worden ist
Die Frage der Schnelltests, die waren schon seit Mitte der äh von 220 zugelassen, aber länger nicht verpflichtend zum Beispiel im Alters- und Pflegeheimbereich, wo sie sehr sinnvoll gewesen wäre, dass man Besucher hätte zulassen können.
Aber eben natürlich nur mit Testung.
Etwa weitgehend nutzlos. Die Impfungen hatten hier erhebliche Verzögerungen und sie können viele andere Dinge nennen, die darauf hinweisen, wie schlecht
bezüglich Prävention aufgestellt sind.
Was sind die Konsequenzen? Ich denke, wir müssen dringend in die Gesundheitsämter als das Rückgrat für Prävention investieren und wenn ich von Prävention rede, meine ich jetzt hier nicht nur Corona, sondern es geht genauso um den Herzkreislaufbereich, um Krebserkrankungen
um psychiatrische Erkrankungen und viele andere Indikationen mehr. Äh wir brauchen dringend zielgruppenspezifische Aufklärungen.
Ähm wir haben es hier in Deutschland mit den generalisierten Lockdown-Maßnahmen weitgehend mit einer Bevölkerungsstrategie zu tun.
Man muss dabei aber bedenken, dass die einen Großteil der Bevölkerung ja gar nicht ernsthaft gefährdet war.
Wichtiger, viel wichtiger wäre eine Hochrisikostrategie gewesen, dass man vor allem die gefährdeten Gruppen aufklärt, hier wirbt, hier äh Richtung Impfungen
zur Impfung motiviert und entsprechend diese Personenkreise schützt. Digitalisierung bin ich hier
nur kurz erwähnen. Sie wissen selbst, wie wie enorm diese äh Einschränkungen waren, die wir diesbezüglich hatten.
Und das ist vielleicht einer der positiven Aspekte von Corona, dass es hier jetzt doch einen deutlichen Modernisierungsschub gegeben hat, zum Beispiel in der Medizin, wo telemedizinische Konzepte auch digitale äh Therapieangebote, Gesundheitsapps und so weiter deutlich besser entwickelt wurden.
Die Frage der Koordination und Leitung hat sich in diesem äh Fall, im Fall Corona besonders deutlich gestellt. Jedes Land hat hier sein eigenes Süppchen gekocht, teilweise jeder Landkreis.
Es wurde wenig abgesprochen es es die Leitungsschienen komplett überfordert hinsichtlich der fachlichen Kompetenz des Robert-Koch-Institut hat auch nicht die äh klärende und steuernde Funktion eingenommen, die man äh sich erhofft hätte. Das heißt, wir brauchen dringend hier.
Eine eine bessere Achse, auch eine administrative Achse bezüglich Pablo kauft und das ist ja zum Glück, muss man sagen, jetzt in den Koalitionsvereinbarungen durchaus mit aufgenommen worden, dass die Prävention
gestärkt wird und politisch besser abgestimmt. Und last, not least, vielleicht der wichtigste Aspekt, die Kommunikation. Wir haben es hier zwei Jahre mit einer
dramatischen
Angst einflößenden, maßregelnden, drohenden Kommunikation zu äh zu tun gehabt ähm äh geprägt, vor allem in den ersten ein, anderthalb Jahren von einem sehr autoritären top down Duktus.
Prävention erfordert das Gegenteil, eine verantwortungsvolle, vorsichtige Kommunikation, gute Aufklärung auf Augenhöhe, Transparenz, Ermutigung
Ermutigungen der Einzelnen äh Präventionskompetenz zu entwickeln und genau das hat äh gefehlt.
Unabhängig von der Prävention, denke ich, hat Corona auch in vielen Dingen zu einem äh ja Demokratie-Debakel würde ich es nennen, geführt. Die Gesellschaft ist
massiv polarisiert worden. Äh der, der sozusagen nicht Mainstream war, wurde immer schnell als Querdenker
eingeordnet und abgewertet. Es gab, wie Sie wissen, massive Freiheitseinschränkungen
Meinungs- und Expertenselektion war offensichtlich bis hin zu dem jetzigen Expertenrat, bei dem sie immer noch 90 Prozent sogenannter Hardliner sehen, die letztlich für sehr
dramatische Lockdown äh Maßnahmen ähm äh plädiert haben
Und das Ganze ging einher mit mit äh mit Diffamierung auch aus denen, die durchaus andere sinnvolle, wichtige, rationale Beiträge zu leisten hatten.
Meine letzte Folie, was sind die Perspektiven? Wie geht es weiter? Nun, das Virus wird nicht verschwinden.
Corona wird uns sicher viele Jahre begleiten. Das haben die Coronaviren so üblich. Ähm da gibt es auch andere Coronaviren seit vielen Jahren. Ähm und.
Es wird weiter mutieren und es wird weiter zu Krankheitsausbrüchen kommen. Das heißt, wir werden damit leben müssen
Die mittelalterliche Reaktion bei Epidemien CityLong-Gewerbe möglichst schnell zu verschwinden, möglichst weit wegzufahren und möglichst lange dort
wegzubleiben, bis ich das äh Geschehen beruhigt hat, die funktioniert bei einer Pandemie nicht, weil praktisch den multan ja die gesamte Welt
erfasst worden ist, wenn man vielleicht mal
Neuseeland und einige Südseeinseln ähm ausnimmt. Impfungen, das war eine sehr gute Nachricht, sind sehr früh gekommen, sind sehr
Insofern, als sie zwar nicht die Infektion, aber die dramatischen äh Krankheitsverläufe und Todesfälle
verhindern können. Impfungen werden uns sicher begleiten. Die wird man immer mal wieder anpassen, bezogen auf die jeweiligen
äh Mutanten des Virus. Medikation, das fängt jetzt auch an. Es gibt jetzt äh Medikamente, die offenbar deutlich wirksam sind bei schweren Krankheitsverlaufen.
Ähm und Bevölkerungsimmunität, das ist auch eine gute Nachricht, ist in vielen Ländern vor allem denen, die am Anfang sehr stark
waren schon erreicht worden. In England geht man davon aus, dass schon über 90 Prozent der Bevölkerung immun ist. Das heißt, entweder infiziert war oder äh geimpft ist.
Das fällt jetzt denen äh Ländern mit
Zero covid-Strategie, also Australien, China und so weiter eher auf die Füße, weil da die Bevölkerungsimmunität noch nicht zu hoch ist. Wir werden letztlich eine.
Neue Normalität entwickeln müssen bezüglich des Alltags, Unternehmens, Schulen, Kultur und viele andere Bereiche. Immer mal wieder auch bei stärkeren Ausbrüchen reagieren müssen und da haben wir doch eine steile Lernkurve gehabt.
Und wir brauchen, wie eben gesagt,
dringend eine neue Gesundheitspolitik bei der Prävention und Gesundheitsförderung eine gleichgewichtete Säule ist im Vergleich zur Akutherapie.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.