Wunderbar. Ja vielen Dank auch von mir für die Einladung. Ich habe gedacht, ich lasse mich ein bisschen leiten von dem, was Priska Daffi sagt. Ich hatte eigentlich auch Folien dabei, auf die verzichte ich jetzt und ich versuche vielleicht auch ab und zu mal zuzuspitzen, weil ich gestehen muss, dass viele der Punkte, die ich mir ja aufgeschrieben hatte.
Schon deutlich zugespitzter jetzt vorgetragen hat
Ich wollte auch starten mit dem Punkt, dass wenn wir uns natürlich darüber Gedanken machen, wie viel Veränderungen wir zurzeit sehen und ob wir wirklich so etwas wie eine Zeitenwende im Protestgeschehen sehen und somit auch seiner Auswirkungen auf
sozialen Zusammenhalt und das demokratische regieren, dass wir uns schon nochmal eine längerfristige Perspektive der Entwicklung des Protestes.
Vor Augen führen müssen. Und da ist einfach wichtig zu betonen, dass die Protestlandschaft schon seit den letzten mindestens drei Jahrzehnten sich in einem starken strukturellen Umbruch befindet, wie auch die Politik insgesamt
deren Koordinatensysteme im Zusammenhang mit dem Aufstieg neuer gesellschaftlicher Konfliktlinien sich fundamental verändert hat.
Das wissen wir, das wurde auch am BCB gut beschrieben, welche Gruppen sich eher auf der Verliererseite oder der Gewinnerseite dieser
Prozesse befinden und ich würde da auch Steffen Mau widersprechen, dass
Die Frage ist nicht unbedingt, ob wir ein Kamel oder ein Drome da sind, sondern wer diese Potentiale artikuliert und wie sie mobilisiert.
Und da war die Protestarena in den letzten drei Jahrzehnten wirklich einer der zentralen Orte, wo das auch ausgetragen wurde.
Und das, glaube ich, ist etwas, was sich nochmal stärker zugespitzt hat in diesen Krisen, dass sehr viel Last sozusagen auch auf der Protestarena liegt.
Dreierlei Funktionen eigentlich im Kontext dieser Krisen wahrzunehmen, die, so wenn man es zuspitzen möchte, die etablierte Politik vielleicht eben nicht wahrnimmt und somit auch ein gewisses Vakuum hinterlässt, das dann durch Protest und soziale Bewegungen gefüllt werden muss.
Meines Erachtens ist, dass erstens die Rolle der Krisenerzählerin.
Im Sinne von was für eine Herausforderung sehen wir eigentlich hier, wie stark ist diese Herausforderung für unsere Gesellschaften, wie schnell und
in welcher Form soll darauf reagiert werden?
Da sieht man meines Erachtens schon eine Zuspitzung in den letzten Jahren, dass die Themen sozusagen Migrationsbezogene Konflikte, die hatten wir seit den 90er Jahren auf den Straßen Deutschlands und in Europa auch Umweltfragen hatten wir noch deutlich früher.
Europas, aber was sich glaube ich zuspitzt, ist die Vehemenz, mit der die Protestarena auch an die etablierte Politik herantritt. Das ist das Erste.
Das Zweite ist glaube ich die die Frage der Verknüpfung von Themen, die Priska angesprochen hat
klassische sozusagen Bewegungsgesellschafts-Zese dachte, das ist normal. Alle Leute werden Protest nutzen, es wird immer konventioneller.
Wird auch immer kleinteiliger im Sinne von. Die haben da ein kleines und die anderen wollen irgendwo eine Straße nicht und die anderen wollen vielleicht lieber den Windkraft äh Turm ein bisschen weiter weg von sich gebaut.
Ist, glaube ich, nicht mehr, was wir sehen. Wir sehen wirklich, dass die Proteste selbst sozusagen Themenverknüpfungen vornehmen, es wie jetzt auch im Zuge der Ukraine-Krise eben nicht nur um den Krieg.
Es geht um Umweltfragen, es geht um die Vielfalt in unserer Gesellschaft hier vor Ort. Also da sehen wir eine erste Zuspitzung dieser Krisenerzählungserfahrung.
Damit verbunden ist auch, dass oftmals Demokratiefragen und institutionelle Fragen mit auf das sozusagen auf die Agenda gehoben werden.
Das haben wir sehr stark gesehen im Kontext der Krisenproteste in Südeuropa, im Zuge der Finanz- und Eurokrise. Wir sehen das aber jetzt auch wieder bei der Umwelt oder beziehungsweise der Klima.
Gerechtigkeitsbewegung, die auch versucht sozusagen eben nicht nur die Klimafrage zu adressieren, sondern den Umbau des demokratischen.
Also das ist glaube ich eine erste Zuspitzung, die wir sehen. Die Themen sind nicht wirklich neu. Da
ist es nur eine Zuspitzung langfristiger Trends, aber wie sie verknüpft werden, wie stark sie auch verbunden sind mit sozusagen konstitutiven Themen unseres demokratischen Gemeinwesens, das spitzt sich.
Zweite Zuspitzung, die vielleicht noch ein bisschen stärker machen würde als äh dass Briskadaffi gemacht hat, ist sicher eine Differenzierung innerhalb der Protestlandschaft.
Wir einerseits progressive Kräfte sehen, andererseits regressive Kräfte.
Somit auch die Last der Konfliktaustragung sehr stark auf der Protestarena liegt, dass dort sogar schon die Lösungen ausgehandelt werden müssen
Manchmal eben nicht sozusagen gleich kanalisiert.
Was sich aber, glaube ich, zuspitzen würde, in der Hinsicht ist, dass es gerade auf der regressiven oder der rechten Seite auch zu neuen Allianzbildungen innerhalb
Protestarena kommt. Dass auch da die Zuspitzung, dass wir sozusagen anti.
Migrationsmobilisierung haben, das hatten wir schon in den 90er Jahren auf den deutschen Straßen und auch in den folgenden.
Jahrzehnten. Was wir jetzt aber sehen, gerade auch im Zusammenhang mit dem Corona-Protest ist eine deutliche Ausweitung derer, die dann auch da mit
marschieren. Und ich hatte ihnen hier so ein paar Zahlen dabei zum Verständnis, zum Beispiel in der deutschen Bevölkerung für diesen
Protest den corona-Protest, der als gutes sozusagen Muster gelten kann, wo wir neue Allianzen sehen. Wenn man die Deutschen fragt, ja, wie viel Verständnis haben Sie eigentlich für diesen Protest und das haben wir getan seit Mitte 2020 bis jetzt zuletzt im Februar, als die Impfdebatte hochgekocht ist?
Sind es immer rund 20 bis 25 Prozent der Deutschen, die viel oder sehr viel Verständnis haben. Rund 10 bis 15 Prozent würden da auch hingehen.
Das Ihnen leicht ermöglicht wäre, weil's ein Protest bei Ihnen um die Ecke gibt oder anderes. Und wenn man dann schaut,
was ist eigentlich die politische Zusammensetzung dieser Menschen, dann sieht man drei zentrale Lager. Man sieht einerseits natürlich die Rechte
AfD Wählerinnen mit wenig Vertrauen in die Demokratie, mit wenig Vertrauen in die Regierung und einer starken Antimigrationshaltung. Man sieht zweitens aber auch ein paar gleichgroßes Drittel von Menschen, die immer noch die Mainstream-Parteien wählen würden.
Die ein höheres Vertrauen auch in diese Politik und die Handlungsfähigkeit des Staates haben, aber halt bei dieser konkreten Frage nicht einverstanden sind, die aber anscheinend bei dieser konkreten Frage keinen anderen Anker sozusagen gefunden haben
Missmut auch auszudrücken und als Drittes sehen wir ein Drittel, was wir jetzt die misstrauische ähm Mitte genannt haben, die sich nicht repräsentiert fühlt, die eben keine der etablierten Parteien wählen würden, die aber auch in der AFD keine Heimat sieht.
Wenn man sich die Einstellungsmuster dieser Menschen anschaut auch deutlich weniger migrationskritisch eingestellt ist.
Eigentlich relativ äh in Bitween. Also das ist sozusagen dieses Tromme da von Mao, aber auch bei diesem Dromeda, bricht eben etwas weg.
Menschen haben das Vertrauen dann auch verloren
in Politik, die sind auch meistens etwas weniger interessiert noch an Politik, wo man sich dann fragen kann, was kam zuerst? Ist es die Art der Politik oder war es schon immer ein weniger ausgeprägtes Interesse? Also ich glaube, das ist auch etwas, was normalerweise eigentlich Parteien übernehmen,
erstens Themen zu verknüpfen, zweitens neue Allianzen und Koalitionen zu schmieden, das sind Dinge, die zur Zeit in der Protestarena sehr stark stattfinden
und das Dritte ist aber und das macht dann sozusagen die Last sehr groß, äh die
äh Protest und soziale Bewegungen tragen müssen, dass sie oft auch herhalten müssen als Stein des Anstoßes. Stein des Anstoßes über den dann letztlich diese Krisen auch diskutiert werden.
Gerade auch im Zuge der Fridays for Future
Demonstrationen eine starke Diskussion über diese Protestbewegung, wer ist das eigentlich? Was wollen diese Kids von uns oder diese jungen Erwachsenen und wie legitim ist eigentlich dieser Protest?
Gleiche Muster sehen wir auch wieder beim corona-Protest. Die Frage, wer ist das denn wirklich, wie legitim ist es, was die da tun und wie stark sollen wir das eigentlich ernst nehmen?
Das ist sozusagen eine große Last auf sozialen Bewegungen und äh Protest, wenn sie natürlich immer sozusagen Themen auf die Agenda heben wollen. Das ist die Rolle von Protest. Wenn sie aber Genomien sozusagen die Rolle der Opposition auch mit übernehmen müssen.
Gleichzeitig aber dahinter eben verschränkte Themen stehen, neue Allianzen. Das ist sozusagen eine neue Unübersichtlichkeit, würde ich's mal nennen, in der Protestarena, die dann und damit ende ich dann auch diesen Beitrag hier, die politische Kanalisierung
Protestlandschaft deutlich schwerer macht.
Das heißt, wenn zuerst das Vakuum gelassen wurde, um Protest all diese Funktionen in der Artikulation und Mobilisierung neuer Konflikte zu übertragen, dann fällt es danach auch viel schwerer,
Proteste wieder aufzunehmen und sozusagen auch zu kanalisieren, weil sie eben nicht einzelne Forderungen herausgreifen können und somit ein kleines machen können, weil sie eben diese und jene Politik
umsetzen. Es fällt ihnen auch deutlich schwerer die sozialen Gruppen und die politischen Gruppen zu adressieren, weil es eben eine große Heterogenität hat und dann sozusagen dann nach einer langen Diskussion
äh starken auch Ausgrenzung von Corona-Protesten noch mal einen Schritt auf sie zuzugehen. Das ist auch diskursiv.
Extrem schwierig und als Drittes eben auch, wenn die Politik selbst auch immer wieder dann die Proteste sozusagen nimmt, um die Themen generell zu verhandeln. Das war bei Fridays for Future zu Beginn so, wenn es eher darum gab,
ist das jetzt berechtigt, wenn ihr am Freitag auf der Straße sind, aber auch bei den Corona-Protesten, wenn die Politik relativ reaktiv.
Auf diese Proteste reagiert und nicht proaktiv auch gegen steuert. Also das sozusagen als Thesen und
übergeordnet sehen wir in all der Forschung, die wir aufgemacht haben zu Finanzkrise und jetzt zum Corona-Protest
Das führt letztlich dazu, dass der Mainstream der politische, noch stärker
auch an der Wahlurne abgestraft wird, weil er eben diese Lücken offen lässt, weil es ihnen nachher nicht gut gelingt, diese Proteste auch und diese sozialen Bewegungen mit einzufangen. Und da würde ich dem
pessimistischen Schluss von Priska darf ich zustimmen.
Die Frage ist, wir sehen jetzt eine neue Differenzierung. Fridays for Future Aktivistinnen haben immer noch ein relativ hohes politisches Vertrauen, deutlich höher sogar als die durchschnittliche
Deutsche zum Beispiel oder die durchschnittliche Europäerin was ganz anders ist als bei Pegida oder Anti-Corona-Protesten. Aber die Frage, wie lange das anhält und wie groß auch die Frusterfahrung sein kann, wenn eben die Krisenerzählung da geleistet werden muss, wo man sehr viel will von diesen demokratischen Gemeinwesen
Ist es glaube ich meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis wir da auch eine Veränderung sehen. Vielen.